Freie Wähler Weilheim feiern 40jähriges Jubiläum
40 Jahre Freie Wähler Weilheim
Bewährtes bewahren
Die Freien Wähler Weilheim feierten im Schützenheim der Königlich privilegierten Feuerschützengesellschaft ihr 40jähriges Bestehen. Im Beisein prominenter Gäste feierte der Ortsverein sein Jubiläum und zeichnete dabei verdiente Mitglieder aus. Die anschließende Führung von Ludwig Reitzer durch das Feuerschützenmuseum stieß auf einhellige Begeisterung.
Weilheim – Bewährtes bewahren, Neues wagen: Unter diesem Leitmotiv begrüßte die 1. Vorsitzende der Freien Wähler (FW) Weilheim, Romana Asam, Mitglieder und prominente Gäste, die bis aus Niederbayern angereist waren. Darunter befand sich nicht nur der Bezirksvorsitzende, der Landtagsabgeordnete Florian Streibl, der Bezirkstagskandidat und amtierende Garmisch-Partenkirchener Landrat Anton Speer und die Direktkandidatin von Weilheim-Schongau, Susann Enders: Selbst die Vorsitzende des Arbeitskreises Gesundheit und Pflege, Annette Walter-Kilian, ließ es sich nicht nehmen, die Reise von Landshut ins Oberland anzutreten. Auch führende Vertreter des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter und der Weilheimer Feuerschützengesellschaft waren unter den Gästen.
In ihrer Festrede ging Romana Asam auf die historischen Hintergründe der FW Weilheim ein. Im Zuge der Gebietsreform wurde der Verein am 18. April 1978 gegründet. „Damals beschloss die bayerische Staatsregierung mit der Gebietsreform die Zusammenlegung vieler Gemeinden. In einigen Fällen war das sicher notwendig, in vielen Fällen nicht. Damals hat die Gebietsreform viel ehrenamtliches Engagement vernichtet. Viele Ältere werden es noch in lebhafter Erinnerung haben: Jahrhundertelang selbstständige Gemeinden lassen sich nicht folgenlos zusammenlegen. Auch heute sind – wie damals – bewährte Strukturen bedroht, etwa durch die EU-Bürokratie oder durch eine Politik, die sich nicht der Erhaltung der ländlichen Gebiete verschrieben hat. Wir Freie Wähler stehen mit Nachdruck für die Erhaltung von dem, was sich bestens bewährt hat – von der Bildung bis zu den bäuerlichen Familienbetrieben“, betonte Asam, die die Pionierleistungen ihrer Vorgänger, der ehemaligen Vorstände Peter Fischer (bis 2008), Matthias Demmel (2008 bis 2014) und von Walter Weber (2014 bis 2017) würdigte. Die Freien Wähler Weilheim hießen bis 4. Februar 1980 UWV – Bayern Partei. „Das war laut meinen Unterlagen dem Umstand geschuldet, keine Unterstützerunterschriften vorlegen zu müssen“, berichtete Romana Asam. Ab 5. Februar 1980 trennten sich die Wege von UWV und Bayernpartei, der Verein nannte sich ab da UWV e. V. Im November 2007 wäre es beinahe mit dem UWV-Ortsverband zu Ende gegangen, wenn nicht Matthias Demmel und Wolfgang Mini zum Weitermachen geraten und für die Kommunalwahlen 2008 eine Liste aufgestellt hätten. Die UWV war damals schon länger im Stadtrat vertreten. Am längsten war Hubert Fleidl dabei. Auch Elisabeth Entenmann und Anneliese Rappenglück waren zu unterschiedlichen Zeiten jeweils eine Legislaturperiode im Stadtrat aktiv, ebenso Wolfgang Mini.
Die 30-Jahr-Feier der UWV Weilheim e. V. fand am 20. September 2008 im Sportheim am Zotzenmühlweg statt.
Eine außerordentliche Mitgliederversammlung beschloss am 5. Dezember 2013, die UWV in Freie Wähler Weilheim e. V. umzubenennen. Am 28. April 2014 wurde die Namensänderung notariell beglaubigt und eingetragen.
In ihren Gastreden zum 40jährigen Jubiläum gingen Florian Streibl, Anton Speer und Annette Walter-Kilian auf aktuelle politische Entwicklungen ein. Florian Streibl betonte, dass der Freistaat Bayern, gegründet 1918, also vor 100 Jahren, erst nach dem 2. Weltkrieg zu einer Erfolgsgeschichte geworden ist. Streibl rief eindringlich zu einem menschlichen Umgang mit Andersdenkenden auf. Der Landtagsabgeordnete zählte zahlreiche Erfolge der FW-Politik auf, darunter die Abschaffung der Studiengebühren, die Rückkehr zum G9 und die Abschaffung der „ungerechten“ Straßenausbausatzung und resümierte: „Die CSU behauptet, sie bewege Bayern. Wenn das stimmt, dann bewegen wir die CSU, sie setzt auf unseren Druck hin eine bürgernähere Politik um!“ Anton Speer, Direktkandidat für den Bezirkstag, forderte „mehr praktische Erfahrung aus der Kommunalpolitik“ müsse in den Bezirkstag, um die Interessen der Gemeinden und Landkreise zu vertreten. Er versprach, sich im Falle seiner Wahl engagiert für die berechtigten örtlichen Belange, darunter den raschen Bau von untertunnelten Umgehungsstraßen zur Entlastung von Garmisch stark zu machen. Zugleich warnte Speer vor dem Verkauf mühsam erworbener Grundstücke für den Schienenverkehr: „Die kriegen wir nie mehr wieder!“
Annette Walter-Kilian, die für die Europawahlen im kommenden Jahr gut positioniert ist, setzte sich für eine Stärkung der regionalen Belange in einem geeinten Europa ein und warnte vor ausufernder Bürokratie. Die Landshuterin betonte die langjährige, vorbildliche Zusammenarbeit mit Susann Enders, der Direktkandidatin für den Landtag aus Weilheim. Enders griff in ihrer Grundsatzrede einige Themen heraus, die ihr besonders wichtig sind. Zur Flüchtlingskrise betonte Enders den Zusammenhang zwischen der Subventionierung der Agrarindustrie und der Zunahme von Armutsflüchtlingen sowie die Notwendigkeit, die Arbeitsverbote für Flüchtlinge zu ändern: „Untätigkeit ist aller Laster Anfang! Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, dass gesunde Menschen ihren eigenen Lebensunterhalt selbst verdienen können.“ Einen weiteren Schwerpunkt ihrer Rede bildete die „realitätsnahe Energiewende, also z. B. die Förderung der kleinen Wasserkraft“ und eine Bildungs- und Strukturpolitik zugunsten der ländlichen Gebiete. „Der Großraum München und andere Ballungszentren werden wir der Bevölkerungsexplosion nicht mehr Herr, große Gebiete etwa in der Oberpfalz oder in Niederbayern dagegen bluten zugleich regelrecht aus. Das müssen wir ändern!“
Nach den mit viel Applaus bedachten Reden zeichneten Florian Streibl und Romana Asam die langjährigen Mitglieder Elisabeth Entenmann und Josef Göbl aus – beide seit 28 Jahren aktive und verdienstvolle Mitglieder der Freien Wähler Weilheim.
Ausgezeichnet: Jubiläum 40 Jahre Freie Wähler Weilheim. Von links: Florian Streibl, Susann Enders, Elisabeth Entenmann, Anton Speer, Josef Göbl, Romana Asam, Foto: Peter Knoll